Der Liebespfeil
- goofy
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Der Liebespfeil
Der Liebespfeil
Bilder von Andreas (mein Sohn )
Text-Quelle: Spiegel online
Diese tierische Liebespraxis klingt seltsam, ist aber für die Fortpflanzung offenbar sinnvoll: Schnecken erhöhen bei der Paarung mit sogenannten Liebespfeilen ihre Chancen auf eine Vaterschaft. Wie erfolgreich diese Strategie ist, haben nun Wissenschaftler der McGill University in Montreal untersucht.
Lungenschnecken sind Zwitter. Jedes Tier kann bei der Paarung sowohl die männliche als auch die weibliche Rolle einnehmen.
Einige Lungenschneckenarten vollführen dabei ein bizarres Ritual: Das Tier, das den männlichen Part einnimmt, stößt vor dem eigentlichen Sex dem Partner ein hartes, speerartiges Geschoss aus einem kalkhaltigen Material in den Körper. Schon länger wussten Forscher, dass die Tiere damit die Chancen auf Nachkommen erhöhen.
Nun fanden Ronald Chase und Katrina Blanchard von der McGill University heraus, dass dies mit einem schleimigen Sekret zusammenhängt, das die Tiere beim Einstechen auf ihren Partner übertragen. Es macht den Partner empfänglicher für das Sperma - eine Art Schummelstoff im Wettlauf um die Weitergabe des eigenen Erbguts.
Bei ihren Untersuchungen injizierten die Forscher einigen Schnecken das Sperma von jeweils zwei potentiellen Schneckenvätern. Vor jeder der beiden Spermaspritzen pieksten die Wissenschaftler die zukünftigen Schneckenmütter mit einer Nadel, um den natürlichen Pfeil zu simulieren. Einmal verabreichten sie zusammen mit dem Samen auch das schleimige Sekret, während sie die andere Spermaportion ohne den Schleim injizierten.
Als die befruchteten Schnecken einige Tage später ihre Eier abgelegt hatten, machten die Wissenschaftler mit dem Nachwuchs einen Vaterschaftstest. Dabei zeigte sich, dass derjenige Spermaspender, dessen Samen zusätzlich den Schleim des Liebespfeils enthielt, mehr als doppelt so viele Nachkommen gezeugt hatte wie sein Artgenosse ohne Schleimzugabe. Nicht der Liebespfeil selbst, sondern der mittransportierte Schleim fördere die Befruchtung, schlossen die Wissenschaftler.
Außerdem zeigte sich, dass unabhängig von der Schleimgabe der erste Befruchter stets mehr Nachkommen produzieren konnte als sein Nachfolger, berichten Chase und Blanchard im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B". Die Schlussfolgerung der Forscher: Schnecken können ihre Fortpflanzungschancen steigern, indem sie entweder sichere Schützen sind oder sich nur mit Jungfrauen paaren.
Text-Quelle: Spiegel online
Bilder von Andreas (mein Sohn )
Text-Quelle: Spiegel online
Diese tierische Liebespraxis klingt seltsam, ist aber für die Fortpflanzung offenbar sinnvoll: Schnecken erhöhen bei der Paarung mit sogenannten Liebespfeilen ihre Chancen auf eine Vaterschaft. Wie erfolgreich diese Strategie ist, haben nun Wissenschaftler der McGill University in Montreal untersucht.
Lungenschnecken sind Zwitter. Jedes Tier kann bei der Paarung sowohl die männliche als auch die weibliche Rolle einnehmen.
Einige Lungenschneckenarten vollführen dabei ein bizarres Ritual: Das Tier, das den männlichen Part einnimmt, stößt vor dem eigentlichen Sex dem Partner ein hartes, speerartiges Geschoss aus einem kalkhaltigen Material in den Körper. Schon länger wussten Forscher, dass die Tiere damit die Chancen auf Nachkommen erhöhen.
Nun fanden Ronald Chase und Katrina Blanchard von der McGill University heraus, dass dies mit einem schleimigen Sekret zusammenhängt, das die Tiere beim Einstechen auf ihren Partner übertragen. Es macht den Partner empfänglicher für das Sperma - eine Art Schummelstoff im Wettlauf um die Weitergabe des eigenen Erbguts.
Bei ihren Untersuchungen injizierten die Forscher einigen Schnecken das Sperma von jeweils zwei potentiellen Schneckenvätern. Vor jeder der beiden Spermaspritzen pieksten die Wissenschaftler die zukünftigen Schneckenmütter mit einer Nadel, um den natürlichen Pfeil zu simulieren. Einmal verabreichten sie zusammen mit dem Samen auch das schleimige Sekret, während sie die andere Spermaportion ohne den Schleim injizierten.
Als die befruchteten Schnecken einige Tage später ihre Eier abgelegt hatten, machten die Wissenschaftler mit dem Nachwuchs einen Vaterschaftstest. Dabei zeigte sich, dass derjenige Spermaspender, dessen Samen zusätzlich den Schleim des Liebespfeils enthielt, mehr als doppelt so viele Nachkommen gezeugt hatte wie sein Artgenosse ohne Schleimzugabe. Nicht der Liebespfeil selbst, sondern der mittransportierte Schleim fördere die Befruchtung, schlossen die Wissenschaftler.
Außerdem zeigte sich, dass unabhängig von der Schleimgabe der erste Befruchter stets mehr Nachkommen produzieren konnte als sein Nachfolger, berichten Chase und Blanchard im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B". Die Schlussfolgerung der Forscher: Schnecken können ihre Fortpflanzungschancen steigern, indem sie entweder sichere Schützen sind oder sich nur mit Jungfrauen paaren.
Text-Quelle: Spiegel online
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- Mittelgrosser Schneck
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Re: Der Liebespfeil
Hallo Goofy,
ich hab auch noch was darüber gelesen in den letzten Tagen:
"The love dart is a tool of male manipulation" (Der Liebespfeil ist ein Werkzeug männlicher Manipulation" (National Geographic, 2002). Der kanadische Wissenschaftler Dr. Ronald Chase hat entdeckt, dass Schnecken sehr wohl vermeiden, mit einem Liebespfeil gestochen zu werden. Er beschreibt, dass das Liebesspiel der gefleckten Weinbergschnecke (Cornu aspersum) sogar manchmal wie ein Ritterturnier ("jousting") anmutet, wenn beide Schnecken sich umkreisen, um nicht getroffen zu werden. Neuere Forschungsergebnisse bei Baumschnecken (Arianta arbustorum) weisen darauf hin, dass auch der Empfänger der Samenzellen möglicherweise die Möglichkeit hat, Samenzellen eines bestimmten Partners selektiv auszuwählen.
Während das mit den Schnecken-Ritterturnieren (ich krieg das Bild nicht mehr aus dem Kopf - Nimm das, Nichtswürdiger!) ja schon etwas älter ist, sind die Erkenntnisse über Arianta arbustorum ganz neu, allerdings nicht ganz schlüssig, bis jetzt meint man nur, es könnte so sein, aber man konnte den letztendlichen Beweis nicht erbringen.
A (snail) knight's tale...
Wie passend, dass ich gerade "Rhiannon" höre In diesem Sinne: Have no fear in the face of your enemies...!
Lg
Robert
ich hab auch noch was darüber gelesen in den letzten Tagen:
"The love dart is a tool of male manipulation" (Der Liebespfeil ist ein Werkzeug männlicher Manipulation" (National Geographic, 2002). Der kanadische Wissenschaftler Dr. Ronald Chase hat entdeckt, dass Schnecken sehr wohl vermeiden, mit einem Liebespfeil gestochen zu werden. Er beschreibt, dass das Liebesspiel der gefleckten Weinbergschnecke (Cornu aspersum) sogar manchmal wie ein Ritterturnier ("jousting") anmutet, wenn beide Schnecken sich umkreisen, um nicht getroffen zu werden. Neuere Forschungsergebnisse bei Baumschnecken (Arianta arbustorum) weisen darauf hin, dass auch der Empfänger der Samenzellen möglicherweise die Möglichkeit hat, Samenzellen eines bestimmten Partners selektiv auszuwählen.
Während das mit den Schnecken-Ritterturnieren (ich krieg das Bild nicht mehr aus dem Kopf - Nimm das, Nichtswürdiger!) ja schon etwas älter ist, sind die Erkenntnisse über Arianta arbustorum ganz neu, allerdings nicht ganz schlüssig, bis jetzt meint man nur, es könnte so sein, aber man konnte den letztendlichen Beweis nicht erbringen.
A (snail) knight's tale...
Wie passend, dass ich gerade "Rhiannon" höre In diesem Sinne: Have no fear in the face of your enemies...!
Lg
Robert
- Dionysos.bw
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Re: Der Liebespfeil
Liebespfeile von Eobania vermiculata (klein) und Cepaea nemoralis (groß):
LG Nathalie
- wolf
- Schneckenkönig
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Re: Der Liebespfeil
Danke, Nathalie,
interessante Fotos....... . Den Liebespfeil von E. vermiculata habe ich noch nie gesehen. An einem Querschnitt des Liebespfeiles von C. nemoralis könnte man auch noch mal die Art-Bestimmung überprüfen, da unterscheiden sich C. hortensis und C. nemoralis ja sehr deutlich, und das ist ein "hartes" Kriterium im Vergleich zur vergleichsweise doch etwas windigen Färbung der Mündungslippe.
Liebe Grüße: wolf
interessante Fotos....... . Den Liebespfeil von E. vermiculata habe ich noch nie gesehen. An einem Querschnitt des Liebespfeiles von C. nemoralis könnte man auch noch mal die Art-Bestimmung überprüfen, da unterscheiden sich C. hortensis und C. nemoralis ja sehr deutlich, und das ist ein "hartes" Kriterium im Vergleich zur vergleichsweise doch etwas windigen Färbung der Mündungslippe.
Liebe Grüße: wolf
- Dionysos.bw
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- wolf
- Schneckenkönig
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Re: Der Liebespfeil
Na dann viel Spass, hihi...... .
C. nemoralis hat nach meiner Kenntnis im Querschnitt vier "einfache" Spitzen, C. hortensis vier am Ende noch mal leicht aufgespaltene, etwas stumpfere Spitzen.
Eine kleine Herausforderung.......
Liebe Grüße: wolf
C. nemoralis hat nach meiner Kenntnis im Querschnitt vier "einfache" Spitzen, C. hortensis vier am Ende noch mal leicht aufgespaltene, etwas stumpfere Spitzen.
Eine kleine Herausforderung.......
Liebe Grüße: wolf
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- Mittelgrosser Schneck
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Re: Der Liebespfeil
Hallo,
hier einige Bilder:
Cepaea hortensis
Cepaea nemoralis
Cepaea hortensis, REM-Bild aus Koene & Schulenburg, 2005.
Lg
Robert
hier einige Bilder:
Cepaea hortensis
Cepaea nemoralis
Cepaea hortensis, REM-Bild aus Koene & Schulenburg, 2005.
Lg
Robert
- Lilie
- Kulinarik-Chefin
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- Wohnort: Niederösterreich/im Auge des Sturms
Re: Der Liebespfeil
total faszinierend! Das untere Bild ist wieder eines dieser universellen Formen die überall auftauchen, obwohl sie nichts miteinander zu tun haben. Sei es als organische Struktur verschiedener Dinge bishin zu antiken Mustern (und) in der früheren Architektur.
- Dionysos.bw
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- Mittelgrosser Schneck
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Re: Der Liebespfeil
Hallo Nathalie,
nicht mein Verdienst, die Bilder sind ja nicht von mir.
Aber die Formen der unterschiedlichen Liebespfeile finde ich schon sehr faszinierend!
Und auch die so weitgehende Entwicklung ihres Einsatzes - wie lange braucht es, bis die Natur so etwas entwickelt hat (zusammen mit der passenden Spermatophore, der Bursa copulatrix usw.)
Lg
Robert
nicht mein Verdienst, die Bilder sind ja nicht von mir.
Aber die Formen der unterschiedlichen Liebespfeile finde ich schon sehr faszinierend!
Und auch die so weitgehende Entwicklung ihres Einsatzes - wie lange braucht es, bis die Natur so etwas entwickelt hat (zusammen mit der passenden Spermatophore, der Bursa copulatrix usw.)
Lg
Robert